Mainz 05: Fans brauchen Idole – egal welcher Hautfarbe!

Zur aktuellen Diskussion um Mainz 05, Fans und Rassismus – eine spannende Einschätzung von Roman Becker, Fan-Forscher, Beststeller-Autor von „Das Fan-Prinzip“ und Mainz-05-Fan:

Aus Sicht des Fan-Forschers lässt sich die aktuelle Kritik an der Mannschaftszusammenstellung des 1. FSV Mainz 05 nicht auf die rassistischen Auswüchse einiger weniger Fans reduzieren. Der Fan sucht Identifikationsplattformen, er möchte das, was ihn einst zum Fan machte, immer und immer wieder erleben. Um mit sehr bescheidenen Mitteln bereits im elften Jahr hintereinander ein erstligataugliches Team aufbieten zu können, hat Mainz 05 das Geschäftsmodell als Ausbildungsverein gewählt: Man lockt hochtalentierte junge und bezahlbare Spieler aus dem Ausland an – mit der Aussicht, sich im Schaufenster Mainz 05 erfolgreich zu zeigen und damit für die reichen Vereine interessant zu werden. Ein sehr kluger und erfolgversprechender Ansatz, um mit bescheidenen Mitteln über so lange Zeit den Mainzern Spitzenfußball zeigen zu können. Ein problematischer Weg, wenn man bedenkt, wie wichtig die Spieler als Identifikationsfiguren für die Fans gerade in einem Verein sind, der verglichen mit vielen anderen in der Bundesliga kaum über eine Tradition verfügt. Denn von diesen Spielern eine hohe Loyalität, eine Identifikation mit den 05-ern à la Noveski oder Bungert zu fordern, zielt schlicht am zugrundeliegenden Geschäftsmodell vorbei.

Verlassen die jungen Stars spätestens alle 2-3 Jahre den Verein, so wird es sehr schwer, die Fan-Basis zu halten oder gar auszubauen. Mir fehlt daher in der aktuellen Wertediskussion ein klares und öffentliches Bekenntnis aller Beteiligten des 1. FSV Mainz 05 – Management wie Fans – zum sportlichen Erfolg. Denn ohne eine klare Erfolgsorientierung wäre der Aufbau einer Mannschaft für einen Bruchteil des Budgets mit identitätsstiftenden Spielern aus der Region, die ihre Perspektive in Mainz sehen, egal welcher Hautfarbe, überhaupt kein Problem. Nur eben nicht in der Bundesliga.