Auszug: Das Fan-Prinzip – Mit emotionaler Kundenbindung Unternehmen erfolgreich steuern

2HMforum. - Das Fan-Prinzip

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1.3.4 Was macht Fans so leidensfähig?

Da eine Fan-Beziehung auf emotionaler Bindung basiert, ist sie nur durch wenig zu erschüttern. Erst recht nicht durch Unzufriedenheit. Das bereits erwähnte Beispiel der Fußballfans, die den Verein trotz Erfolglosigkeit nie wechseln würden, verdeutlicht dies: Für die affektive Bindung des Fans ist die „Leistung“ seiner Kultfigur oder seiner Stars im Grunde zweitrangig. Mag sein, dass dies in den Anfängen der Beziehung für die aufkommende Leidenschaft zunächst eine Rolle spielt. Doch ist die Fan-Beziehung erst einmal etabliert, ist es für die Bindung unerheblich, ob der Star mit seiner Performance sein Leistungsniveau dauerhaft hält. Auch wenn der geliebte Rockstar seit Jahrzehnten keinen Top-Ten-Hit mehr hat, der Fußballverein in die dritte Liga absteigt oder die Lieblings-Schriftstellerin in ihrem neuen Buch zum dritten Mal den gleichen Plot bemüht: Der Fan bleibt Fan, auch wenn der Star hinter den Ansprüchen zurückbleibt. Und er hat kein Verständnis für diejenigen, die sich aufgrund schwächerer Leistungen vom Star abwenden. Zuschauer beispielsweise, die nur dann im Stadion auftauchen, wenn die Mannschaft gerade eine hervorragende Saison spielt, also wenn die Leistung stimmt, sind dem selbsternannten „echten“ Fan als „Modefans“ ein Dorn im Auge.

Ein anderes Beispiel: Ein amerikanischer Literaturkritiker hat einmal behauptet, Stephen King könne auch seine Wäscheliste veröffentlichen – seine Fans würden das Buch auch dann noch kaufen. Einmal davon abgesehen, dass dieser Spott dem literarisch oft unterschätzten Werk Kings kaum gerecht wird, trifft er, was die Fan-Beziehung angeht, doch den Nagel auf den Kopf: Es ist nicht die immer wiederkehrende Erbringung von Top-Leistung, mit der der Star seine Fans bindet. Es ist die stets wiederholbare Möglichkeit zur Identifikation. Aus ihr heraus ist der Fan bereit, vieles zu verzeihen und auch unter widrigen Bedingungen Fan zu bleiben.

Überhaupt ist der Fan aus dieser Bindung heraus extrem einsatzbereit und leidensfähig: Er ist bereit, weite Wege zurückzulegen, um seinen Star zu treffen; er zahlt klaglos überteuerte Preise für Konzertkarten oder Merchandising-Artikel; er investiert Zeit, Energie und Geld in die Arbeit der Fan-Community, oder er steht im Januar bei Wind und Wetter im Stadion. Für den „echten“ Fan ist dieses Engagement selbstverständlich. Zuschauer, die nur bei Sonnenschein das Stadion aufsuchen, betrachtet er geringschätzig als „Schönwetterfans“. Er empfindet, auch wenn sie seinen Verein unterstützen, keine Sympathie für sie. Denn in seinen Augen fehlt ihnen die Bereitschaft, alles für diese Fan-Beziehung zu geben.

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